Ein zentraler Schwerpunkt von Forschung und Lehre des Instituts für Zeitgeschichte gilt der Untersuchung von Diktaturen, Gewalt und Genoziden. Ziel ist es, die historisch-politischen Besonderheiten des von Völkermord und anderen Massenverbrechen geprägten 20. Jahrhunderts zu erschließen. Dabei geht es in besonderer Weise auch um die politischen und gesellschaftlichen Folgewirkungen von staatlich organisierten Verbrechen. In methodischer Hinsicht wird der in der Zeitgeschichte lange eher vernachlässigte komparative Ansatz gestärkt. Dies ermöglicht es, Aufschlüsse über die Entstehung und Durchsetzung von Gewaltregimen, aber auch über das gesellschaftliche Fortwirken der Erfahrung von Krieg und Massenmord über das Ende der Regime hinaus zu erhalten.
Die Epoche von Faschismus, Nationalsozialismus und Holocaust wird – ebenso wie ihre Vor- und ihre Nachgeschichte – unter politik-, rechts-, wirtschafts-, sozial-, kultur- und geschlechterhistorischer Perspektive untersucht, auch spielen die Biopolitik, ihre wissens- und wissenschaftsgeschichtlichen Bezüge und rassenpolitischen Instrumentalisierungen eine Rolle. Fragen zur Exil- und Emigrationsforschung werden ebenfalls einbezogen.
Auch die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts war von Gewalt geprägt. Im Kalten Krieg sorgte die Dekolonialisierung für die umfassende Neustrukturierung der internationalen politischen Verhältnisse. Dies war ein rasant verlaufender und von Gewalt begleiteter Prozess, der das Ende des Kolonialismus herbeiführte.
Diktaturen und Gewaltregime lassen sich unter vielerlei Perspektiven miteinander in Bezug setzen, beispielsweise gilt es nach Transferbezügen, transnationalen Zusammenhängen und beziehungsgeschichtlichen Aspekten zu fragen. Auch geht es darum, postdiktatoriale Wandlungsprozesse und ihre (rechts-)politischen, gesellschaftlichen und kulturellen Folgewirkungen zu untersuchen und die Bemühungen in den Blick zu nehmen, die viele Länder entfalteten, um im Zuge des Übergangs von Diktatur und Gewaltherrschaft zu demokratischen Gesellschaften die Folgen von Terror und Menschenrechtsverletzungen aufzuarbeiten.
aktualisiert am 1.6.2011