Visuelle Öffentlichkeit im Nationalsozialismus
„Mocca aus Wien“, Juni 1941
Die Illustrierte erschien in Wien von 1928 bis 1941
Titelblatt „Wiener Illustrierte“, 17. Juli 1940
Die „Wiener Illustrierte“ erschien in Wien von 1939 bis 1944
Visuelle Öffentlichkeit im Nationalsozialismus
Leitung: Dr.in Margarethe Szeless und Dr.in Marion Krammer
Finanzierung: FWF Österreichischer Wissenschaftsfonds (Projektnummer: P 35766)
Laufzeit: März 2023 bis Februar 2027, Institut für Zeitgeschichte der Universität Wien
"Es ist keine kühne Behauptung, dass der historischen Forschung noch zahlreiche überraschende Erkenntnisse zu einem angeblich „überforschten“ Thema wie dem Nationalsozialismus gelingen werden, sobald dessen Presse ausgewertet und vor allem mit der internationalen Presse abgeglichen werden kann, denn es gab selbst im Zweiten Weltkrieg keine getrennten Öffentlichkeiten.[…] Ohne den Abgleich etwa zwischen New York Times, Life und Picture Post mit Zeitungen und Zeitschriften wie dem Völkischen Beobachter, dem Illustrierten Beobachter oder der Wiener Illustrierten – der Rekonstruktion und der Untersuchung von photo matches – wird die transnationale (Foto-)Geschichte jener Zeit unvollständig bleiben."
Norman Domeier, in: Nationalsozialismus digital, Wien 2021, S. 346
Die AkteurInnen der österreichischen Pressebildkultur
Im Forschungsprojekt „Visuelle Öffentlichkeit im Nationalsozialismus“ wird die Pressebildkultur in österreichischen Printmedien zwischen 1938 und 1945 untersucht. Einer der Schwerpunkte des Projekts liegt auf den Akteur:innen der Pressebildkultur, also auf den Pressefotograf:innen, Fotoredakteur:innen und den Bildagenturen. In einer umfassenden Erhebung wird das gesamte Berufsfeld der Pressefotografie in Österreich zwischen 1938 und 1945 abgesteckt: die vertriebenen, zumeist jüdischen Fotograf:innen und Agenturbesitzer:innen werden ebenso erfasst wie die Bildjournalist:innen und zentralen Akteur:innen der heimischen Bildpresse während der NS-Zeit. Die Ergebnisse werden in einer Datenbank, in der sich auch Mediennetzwerke visualisieren lassen, öffentlich zugänglich gemacht.
Quantitative Analysen – der Pressebildermarkt im Dienst der Propaganda
Ein weiterer Fokus des Projekts liegt in der Untersuchung der Bildpropaganda. Welche Mediennetzwerke und Kanäle wurden von den Verantwortlichen aufgebaut und wie wurden sie genutzt, um die gewünschten Bilder zu erhalten und zu publizieren? Inwieweit zirkulierte Agenturmaterial vertriebener jüdischer Fotograf:innen in der Bildpresse der NS-Zeit weiter und wurde gegebenenfalls sogar umgedeutet? Um diese Fragen zu beantworten, wird ein großer Bilderpool mit zeitgenössischen österreichischen Pressefotos zwischen 1938 und 1945 angelegt und mit Unterstützung des Austrian Center for Digital Humanities and Cultural Heritage ausgewertet.
Qualitative Fallstudien – Bildpropaganda in der illustrierten Presse
Ausgehend von dem systematisierten Bilderpool werden sodann Fallstudien zu ausgesuchten Themenkomplexen sowie zu konkreten politischen Ereignissen durchgeführt. In diesen Fallstudien kommen qualitative Methoden aus der Bildwissenschaft zum Einsatz, um Aussagen sowohl über bildpropagandistische Strategien als auch über formale Eigenschaften der Pressebilder treffen zu können.