Alltag und Verfolgungserfahrungen von «Mischfamilien» in Wien, 1938-1945
Alltag und Verfolgungserfahrungen von «Mischfamilien» in Wien, 1938-1945
Projektleitung und -durchführung: Mag.a Dr.in Michaela Raggam-Blesch
Finanzierung: Elise Richter-Programm (FWF), Marie Jahoda Stipendium (Universität Wien), Fondation pour la Mémoire de la Shoah (Paris)
Laufzeit: 01.07.2017-30.10.2023
In diesem Projekt stehen der Alltag und die Verfolgungserfahrungen von «Mischehefamilien» während des NS-Regimes in Wien im Zentrum. Im Kontext nationalsozialistischer Rassenideologie stellten Ehen zwischen Juden und Nichtjuden sowie deren «halbjüdische» Nachkommen eine Bedrohung für die Integrität des NS-Regimes dar. Auf der Wannseekonferenz und ihren Folgetreffen im März und Oktober 1942 spielte dieses «ungelöste Problem» eine wichtige Rolle. Für die Hardliner gab es keine «Endlösung», ohne das «Mischlingsproblem» zu «lösen». Interne Differenzen sowie die Befürchtung, dass «arische» Familienmitglieder öffentliche Unruhen auslösen könnten, bewahrten diese Gruppe letztlich Großteils vor der Deportation, auch wenn Pläne für die endgültige Einbeziehung von «Halbjuden» und jüdischen Partnern aus «Mischehen» in die «Endlösung» nie aufgegeben wurden. Das Projekt positioniert sich mit seinem mikrohistorischen Setting innerhalb internationaler Debatten in den Holocaust Studies. Es folgt Saul Friedländer und seinem Konzept einer integrierten Geschichte, in der die Verfolgten als Individuen ernst genommen werden und ihre Perspektive ebenso berücksichtigt wird wie das Handeln der Täter. Angesichts des massiven Ausmaßes des nationalsozialistischen Genozids gerät leicht aus dem Blick, dass der Holocaust auch die Beziehungen zwischen Individuen prägte. Die Erforschung von «Mischehefamilien», die sich per Definition zwischen jüdischen und nichtjüdischen Welten bewegten, trägt in weiterer Folge auch zu einem besseren Verständnis der Komplexität zwischenmenschlicher Beziehungen während des NS-Regimes bei.