3. bis 7. Mai 2021, jeweils um 17:55 in Ö1
mit: Linda Erker, Institut für Zeitgeschichte an der Universität Wien
und Andreas Huber, Institut für Höhere Studien
Gestaltung: Rosemarie Burgstaller
Anfang des 20. Jahrhunderts wurde in Wien der Verein mit dem Namen "Deutscher Klub" als Sammelbecken deutschnationaler Organisationen und Gruppen, insbesondere der Burschenschaften und Studentenverbindungen, gegründet. Im Jahr 1923 bezog die völkische Vereinigung Räumlichkeiten in der Wiener Hofburg. Von hier aus wirkte der Deutsche Klub, nach seiner Hinwendung zur NSDAP Anfang der 1930er-Jahre, federführend an der nationalsozialistischen Unterwanderung des Landes mit.
Zu diesem weitverzweigten Elite-Netzwerk gehörten ausschließlich männliche Mitglieder in einflussreichen Positionen, wie Industrielle, Rechtsanwälte, Universitätsprofessoren und Beamte. Zahlreiche Regierungsmitglieder der Ersten Republik rekrutierten sich aus ihren Reihen. Wichtigstes Ziel des Deutschen Klubs stellte der "Anschluss" Österreichs an das Deutsche Reich dar. Hierauf wurde jahrelang durch gezieltes Besetzten von wichtigen Stellen in der Politik, der Wirtschaft und den Medien hingearbeitet.
Mitglieder des Deutschen Klubs waren am gescheiterten nationalsozialistischen Putschversuch im Juli 1934 beteiligt. Mehrere Minister der nationalsozialistischen Übergangsregierung im März 1938, darunter Arthur Seyß-Inquart als Kurzzeitbundeskanzler, gehörten ebenso zum Klub. Nach 1945 dürften jene alten Netzwerke dabei mitgeholfen haben, dass einige der auf Hochverrat angeklagten Mitglieder, keine Verurteilung erfuhren.
Mehr unter https://oe1.orf.at/programm/20210503/637843/Die-nationalsozialistische-Unterwanderung-Oesterreichs
Basierend auf der Publikation: Andreas Huber, Linda Erker, Klaus Taschwer: Der Deutsche Klub. Austro-Nazis in der Hofburg, Czernin, Wien 2020.