Die Notwendigkeit einer dynamischen Gedenkkultur und welche neue Formen der Vermittlung man heute gehen müsse, damit die Geschichte der Shoah in Bezug auf die Verantwortung jedes Einzelnen im Heute begreifbar wird – diese Fragen standen im Mittelpunkt des Gedenktags im Parlament gegen Gewalt und Rassismus im Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus.
Über Initiativen und die Möglichkeiten, wie Erinnerung nachhaltig erlebbar gemacht werden kann, sprachen die Leiterin der KZ-Gedenkstätte Mauthausen Barbara Glück und die Zeithistorikerin Linda Erker von der Universität Wien mit Luigi Toscano und Eidel Malowicki. Dabei herrschte Konsens darüber, dass man nicht bei der Ritualisierung stehen bleiben darf und dass es darauf ankommt, beim Erinnern auch die Diskussion zum Heute-Bezug miteinzuschließen. Man müsse viele kleine Projekte unterstützen, die Dezentralisierung sei in diesem Bereich ein wesentlicher Faktor, so der Tenor. Erker betonte, dass die Erkenntnisse der bereits etablierten Forschung zu NS-Täterinnern und -Tätern einen noch stärkeren Niederschlag in der historisch-politischen Bildung und in Form öffentlicher Diskussionen und Interventionen finden sollten. In der Auseinandersetzung mit Kriegerdenkmälern und Ehrengräbern für ehemalige Mitglieder der SS nach 1945 sieht sie ein Beispiel für die aktuellen Herausforderungen der österreichweiten Erinnerungsarbeit.
Der Gedenktag, den das Parlament seit 1998 jährlich am 5. Mai begeht, fand aufgrund der Corona-Pandemie zum zweiten Mal nicht im Rahmen einer öffentlich zugänglichen Veranstaltung, sondern in Form einer gemeinsamen Sondersitzung der Präsidialkonferenzen von Nationalrat und Bundesrat statt.
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