Anna Hájková: Sexualität im KZ – Facetten einer erzwungenen Frauenbeziehung

3. April 2019, 18:00 Uhr

Seminarraum I

Institut für Zeitgeschichte

Campus der Universität Wien
Spitalgasse 2, Hof 1, Tür 1.13
1090 Wien

Moderation: Claudia Kraft

 

Im Winter 1945 beobachteten die Häftlinge des Frauenaußenlagers Tiefstack, eines Außenlagers des KZ Neuengamme, mit Faszination und Abscheu die Beziehung zwischen der Aufseherin Anneliese Kohlmann und einer tschechischen Häftlingsfrau. Auch wenn die meisten Überlebenden Kohlmann als „anständig“ beschrieben, erweckte die Beziehung Unbehagen und reflektierte somit die Homophobie der Häftlingsgesellschaft.

Anhand von Kohlmanns Geschichte und von Interviews mit einer lesbischen Holocaustüberlebenden des Lagers wird gezeigt, wie wir über normative Geschlechtsrollen sowie erzwungene und konsensuelle Sexualität im Lager nachdenken können. Zudem wird erläutert, wie eine queere Geschichte des Holocaust es ermöglicht, Machtlosigkeit und Kontrolle der Holocaustopfer zu erkennen.

 

Drin Anna Hájková ist Associate Professor an der University of Warwick. Ihr preisgekröntes Manuskript, The Last Ghetto. An Everyday History of Theresienstadt, erscheint 2020 bei Oxford University Press. Sie arbeitet an einem Buch über Anneliese Kohlmann und die queere Geschichte des Holocaust.

 

Eine Veranstaltung des Instituts für Zeitgeschichte in Kooperation mit “L’HOMME. Europäische Zeitschrift für Feministische Geschichtswissenschaft”.
Gefördert durch die Historisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät der Universität Wien.

Fotos: Sara Vorwalder