Das Buch Flexibler Faschismus. Siegfried Kracauers Analysen rechter Mobilisierungen damals und heute (2024) hebt am Faschismus dessen Beweglichkeit und die Entfesselung destruktiver Mobilität hervor. Es behandelt Aspekte der Geschichtlichkeit von Faschismus, auch an heutigen Ausprägungen, unter Bezug auf Siegfried Kracauers Schriften der 1930er und 1940er Jahre. Weiters geht es um seine schiefen Beziehungen zu Massen und Klassen, sowie um eine Form der Gewalt-Ideologie, die auf Vollständigkeit in identitärer „Reinheit“ setzt.
Im Vortrag werden Überlegungen zu historischen wie auch zu laufenden Faschisierungen diskutiert: Faschismus als Ersetzung der Konfliktaustragung zwischen Gegner:innen durch ein Gewaltverhältnis zu Feind:innen samt vitalistischer Aufladung im Sinn einer nihilistisch geschlossenen Totalität wird in einem politikbegrifflichen Zusammenhang behandelt. Unter dem Aspekt der Gegenwartskritik geht es um die Verkennung der Parallelen von neoliberaler und faschistischer Disruption bzw. Entfesselung und Delegitimierung von Radikalität als Handlungsorientierung. Und schließlich werden in geschichtstheoretischer Perspektive der Bezug auf Geschichte als Wirklichkeit von Kontingenz (Verwiesenheit auf Andere/s) und Neubeginn (Reprise) im schwachen Licht „historischer Ideen“ und nicht loszuwerdender lost causes – in Entgegensetzung zur Zerstörung gesellschaftlicher Wahrheitsfähigkeit und flooding the zone with shit, zu militarisiertem Maskulinismus und Trumpismus/Muskismus/Kurzismus diskutiert.
Drehli Robnik, Essayist und Theoriedienstleister zu Politik, Film, Geschichte; Disk-Jockey/Musikveranstalter. Monografien zu Anti-Nazi-Widerstand in Kino und TV; zu Jacques Rancière, Kontrollhorrorkino, Pandemic Cinema und zu populärem Film und Politik; zuletzt: Flexibler Faschismus, mit Kracauer untersucht; (mit Gabu Heindl): Nonsolution – zur Planungspolitik der aktiven Nichtlösung.
INTERAKTIONEN – eine Vortragsreihe am Institut für Zeitgeschichte
