Lucile Dreidemy
Internationale Politik ohne staatliche Akteure?
Dieses Habilitationsprojekt befasst sich mit dem Phänomen der „NGOisierung“ der internationalen Politik ab den frühen 1960er Jahren am Beispiel der westdeutschen und österreichischen Entwicklungspolitik und schreibt sich in eine breitere Reflexion über die noch weitgehend unterbeleuchtete Rolle von nichtstaatlichen Organisationen im Globalen Kalten Krieg und in der zweiten Globalisierungswelle ein. Anhand ausgewählter westdeutscher und österreichischer NGOs aus dem Bereich der Entwicklungspolitik möchte ich der Frage nachgehen, inwiefern der Staat von der „NGOisierung“ der internationalen Politik profitieren konnte, um seine Macht auf internationaler
Ebene aufrechtzuerhalten bzw. zu erweitern. Dabei soll das dominierende Globalisierungsnarrativ eines allmählichen Rückzugs des Staates auf den Prüfstand gestellt werden.
Auf westdeutscher Seite konzentriere ich mich auf die besondere Rolle der parteinahen Stiftungen, auf österreichischer Seite auf das Wiener Institut für Entwicklungsfragen, das in den frühen 1960er Jahren auf Initiative Kreiskys als privatrechtliche Organisation zur Förderung der internationalen Kooperation gegründet wurde.