Spezialvorlesung "Stimmen des Antikolonialismus" im Sommersemester 2025

Dienstags, ab 11.03.2025, 16:45-18:15 Uhr, Hörsaal A UniCampus Zugang Hof 2 2F-EG-32

Im Rahmen dieser Ringvorlesung werden Primärtexte des Antikolonialismus vom 17. Jh. bis ins frühe 20. Jh. vorgestellt und besprochen, die fast ausschließlich von Menschen stammen, die selbst auf die eine oder andere Weise von kolonialer Expansion betroffen waren. Insbesondere suchten wir nach Berichten, die nicht nur die koloniale Ausbeutung dokumentierten, sondern auch die politischen Systeme und Ideen des Kolonialismus in Frage stellten und damit auch die Ideengeschichte Europas und anderer kolonialer Zentren entscheidend mitgestalteten. Auf Grundlage des aktuellen Forschungsstandes beziehen wir uns auf ein weit gefasstes Verständnis von Kolonialismus, definiert als die zwangsweise Eingliederung in einen expansionistischen Staat, welche physische Gewalt sowie eine ideologische und administrative Konsolidierung der Herrschaft beinhaltet. Auf diese Weise soll u.a. Europas Platz in der Kolonialgeschichte „dezentriert“ werden (vgl. Chakrabarty 2008). Kolonialismus umfasste viel mehr als die europäische Expansion und auch Europäer:innen wurden kolonisiert (z.B. in Irland).

 

  • 11.03. Lucile Dreidemy, Johannes Knierzinger, David Mayer, Clemens Pfeffer: Einleitung: Stimmen des Antikolonialismus: Eine globalhistorische Spurensammlung 1615–1915.
  • 18.03. Jane Ohlmeyer (Trinity College Dublin) : Stimmen aus dem kolonialen Irland. Robert Maxwell und die Depositionen von 1641 (Vortrag auf Englisch).
  • 25.3. David Mayer (Universität Wien) : Sklavenbesitzer vs. Sklave. Eine Anklage des Sklavenbesitzers Daniel Botefeur und die mutige Antwort seines Sklaven Roberto Botefeur (1818, Kommentar von Michael Zeuske, Universität Bonn)
  • 01.04. Margarete Grandner (Universität Wien): Lahontans Dialoge mit Kandiaronk (1704): „Kulturelles Bauchreden“ oder global vernetzte Ideengeschichte?
  • 08.04. Friedrich Edelmayer (Universität Wien): José Rizal und die Forderung nach Gleichberechtigung der Philippinen innerhalb der spanischen Monarchie (1887).
  • 29.04. Martin Rempe (Universität Konstanz): Edward Wilmot Blydens „Christliche Missionen in Westafrika“ (1876).
  • 06.05. Andrew Young (University of Toronto): Baron de Vasteys „Politische Reflexionen zu einigen französischen Schriften und Zeitungen über Haiti“ (1817; Vortrag auf Englisch).
  • 13.05. Arno Sonderegger (Universität Wien): J.E. Casely Hayfords Kolonialkritik: ‚Die Tyranneien des Kapitalisten und Philanthropen‘ (1913).
  • 20.05. Vinita (Delhi University) und Rolf Bauer (Universität Wien): Mahatma Gandhis Hind Swaraj: Passiver Widerstand und Kritik des Industriekapitalismus (1909).
  • 27.05. Andreas Günter Weis (Universität Göttingen): Sun Yat-sen und die Frage der Aufteilung oder Bewahrung Chinas in Folge der Invasion der Acht-Mächte-Allianz (1903).
  • 03.06. Eric Schluessel (George Washington University): The Tarikh-i Ḥamidi. A Late-Qing Uyghur History (1908; Vortrag auf Englisch).
  • 10.06. Ulrich Hofmeister (Ludwig-Maximilians-Universität München): Muchamedžan Tynyšpaev und die russländische Revolution von 1905.
  • 17.06. Marcus Gräser (Universität Linz), Arno Sonderegger (Universität Wien):  W.E.B. Du Bois’ Imperialismuskritik: „Die afrikanischen Wurzeln des Krieges“ (1915).
  • 24.06. Kristina Pirker (Instituto Mora, Mexiko Stadt): José Martí: Nationalgefühl und lateinamerikanische Solidarität in Nuestra América (1891)

 

Sammelband von Lucile Dreidemy/Johannes Knierzinger/David Mayer/Clemens Pfeffer (Hg.): Stimmen des Antikolonialismus. Eine globalhistorische Spurensammlung 1615-1915, Wien: Mandelbaum, 2025.

 

Die Vorlesung im Vorlesungsverzeichnis und auf Moodle