17.4. Hannes Heer: Von Angesicht zu Angesicht.

Robert Bernardis‘ moralische Wende vom Wehrmachtsverbrecher zum Widerstandskämpfer, 1941 bis 1944

Vortrag von Hannes Heer

 

17.04.2023, 18.00 Uhr
Aula am Campus der Universität Wien, Hof 1.11, Spitalgasse 2, 1090 Wien

 

Der Autor ist bei seiner Recherche zur Geschichte der 79. Infanteriedivision auf dem Weg nach Stalingrad 1941/42 zufällig auf die Personalie Bernardis gestoßen, weil sich dieser als für „Gegnerbekämpfung“ – Kriegsgefangene, Juden usw. – zuständiger Stabsoffizier des der Division übergeordneten und in Wien aufgestellten LI. Armeekorps „auffällig“ verhielt: Er machte aus einem Kriegsverbrechen an Gefangenen eine großangelegte Propaganda-Aktion, er veranlasste aufgrund seiner Kontakte zu österreichischen Stabsoffizieren der 79. ID die Abstellung eines Kommandos der Division zu einer Massenerschießung von Juden und Jüdinnen und hielt sich am Tatort einer Judenerschießung auf, die auf Befehl eines Regimentskommandeurs der 79. ID erfolgte.

Auffällig war auch die wiederholte direkte Absprache mit dem Führer des SS-Einsatzkommandos 4a, Paul Blobel, der für den Tod von mindestens 50 000 Juden und Jüdinnen im Sommer und Herbst 1941 die Verantwortung trug. Ebenso zufällig war die Tatsache, dass dem Autor der autobiographische Bericht eines Wehrmachtssoldaten vorlag, der ebenfalls Zeuge der Erschießung von jüdischen Frauen und Kindern in Shitomir war, also des Verbrechens, das die moralische Wende von Robert Bernardis einleiten sollte.

 

Vortrag

Hannes Heer (Hamburg)

Kommentare

Univ.-Prof.in Dr.in Kerstin von Lingen, M.A. (Institut für Zeitgeschichte, Universität Wien)
Mag. Dr. Richard Germann (Institut für Zeitgeschichte, Universität Wien)

Moderation
Univ.-Prof. Dr. Bertrand Perz (Institut für Zeitgeschichte, Universität Wien)

In Kooperation mit dem Forschungsschwerpunkt Diktaturen-Gewalt-Genozide der Historisch-Kulturwissenschaftlichen Fakultät der Universität Wien.