Konferenz: Zeitgeschichte als Interventionsgeschichte/Contemporary History as a History of Intervention

9.-11. Mai 2019

Aula am Campus der Universität Wien, Altes AKH

Im 20. Jahrhundert kamen in vielen Teilen der Welt massive Interventionen in unterschiedlicher Gestalt zum Tragen. Interventionen manifestier(t)en sich in zentralisiertem Verwaltungshandeln; in Maßnahmen des social engineering; in Integrations- und Modernisierungsoffensiven gegenüber der indigenen Bevölkerung; in Genoziden und asymmetrischer Kriegsführung; in der Technologie-, Agrar-, Energie- und Infrastrukturpolitik; und schließlich auch in Maßnahmen und Strategien der Technikfolgen-Bewältigung, wie sie etwa nach den nuklearen Katastrophen in Tschernobyl und Fukushima erfolgten. All diese Faktoren haben Landschaften und lokale Identitäten grundlegend transformiert. Akteur*innen dieser Zeitgeschichte als Interventionsgeschichte waren lokal, national, überregional oder gar transnational agierende Behörden, wissenschaftlich-technische Expert*innen, Migrant*innen und die ansässige Bevölkerung. Die Beiträge der Tagung fragen zum einen nach der räumlichen Reichweite von Interventionen: Wie waren Interventionen skaliert (aus welcher Entfernung wurde interveniert), welche gesellschaftliche oder landschaftliche Eindringtiefe besaßen sie? Zum anderen interessieren die Zeithorizonte von Interventionen: Handelte es sich um ganzheitliche, etwa utopische Gesellschaftsentwürfe oder ad hoc Maßnahmen zwecks Behandlung akuter Problemlagen? Schließlich ist zu fragen, inwieweit ein Konzept von Intervention entwickelt werden kann, das geistes- und sozialwissenschaftliche Überlegungen zum social engineering weiterführt und den Fokus nicht mehr primär auf die Verwaltung des Menschen durch den Menschen, sondern auf das Phänomen geteilter Handlungsträgerschaft von Mensch, Artefakt/Technik und Natur richtet.

 

Veranstaltet von:
Professur für Kulturgeschichte, Wissens- und Geschlechtergeschichte am Institut für Zeitgeschichte der Universität Wien und Herder-Institut für historische Ostmitteleuropaforschung – Institut der Leibniz-Gemeinschaft, Marburg/Lahn

Prof. Dr. Claudia Kraft (Universität Wien), Dr. Anna Veronika Wendland (Herder-Institut für historische Ostmitteleuropaforschung – Institut der Leibniz-Gemeinschaft)

Gefördert durch die Historisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät der Universität Wien