Wenn eine Entdeckungsreise nicht darin besteht, neue Landschaften zu suchen, sondern »neue Augen zu bekommen«, wie Proust es formulierte, dann unternimmt der Vortrag eine Reise in die Tropen, in Übergänge unseres Denkens, um mit anderen Augen auf jenen Ort zu blicken, wo Umdenken passiert und notwendig ist. Dieser Ort heißt Da-Zwischen.
In jenem Gebiet kann der Verstand kein vernünftiger Gebieter mehr sein. Um diese Zwischenwelt zu bereisen, müssen wir aus eingefahrenen Denkgeleisen alltäglicher Logik heraustreten und Konversionsgebiete unseres Denkens betrachten. Der berühmteste Ort einer solchen Konversion ist Damaskus, wo Saulus zu Paulus wurde.
Welche Rolle spielen dabei Ambivalenzen, Dilemmata, Paradoxien und all das Erleben und Erfahren, das nicht in die binäre Entweder-oder-Logik zu zwingen ist?
Diesen Fragen wird die bebilderte Reise durch die Fugen von Rationalität und Irrationalität nachgehen, um zu zeigen, dass alle Konversionen, alle Denkänderungen (Metanoia) durch eine Phase des „betwixt and between“ gehen, die die binäre Logik ausschließt und das Betriebsgeheimnis alles kreativ Neuen ist.
Hans Rudi Fischer
Die größte Bereicherung meines Denkens waren die Schriften von L. Wittgenstein, Heinz von Foersters „Nennonkel“. Mittels einer Rekonstruktion von Wittgensteins Philosophie der Psychologie weitete ich den Blick für das Verständnis logisch abweichenden Denkens und Kommunizierens. Im Dazwischen von „normal“ und „verrückt“ wird die Verwandtschaft mit kreativem Denken offenbar. Die Frage der Rationalität des Irrationalen, dem Sinn ver-rückten Denkens führt zu einer Hermeneutik, die deviantes Denken nicht mehr als irrational ausschließt, sondern als andere Form begreift, die prinzipiell verstehbar ist. Seither sind die „Orte“ des Dazwischens, des Übergangs von Denkfehlern in andere Arten des Denkens mein Hauptarbeitsgebiet.
Fischer lernte Heinz von Förster 1990 kennen und – inspiriert von seinen Texten – lud ihn auf verschiedene Symposien ein. Als Vorstandsvorsitzender des Heidelberger Institutes für systemische Forschung begründete er den Gregory-Bateson-Preis für besondere Verdienste um die Erforschung von Humansystemen, der 2002 an Heinz von Foerster verliehen wurde.
Fischer hat u.a. H. von Foersters Buch Wahrheit ist die Erfindung eines Lügners und Wie wir uns erfinden (H.v. F. und E. von Glasersfeld) herausgegeben.
Eine Veranstaltung der heinz von foerster gesellschaft in Kooperation mit dem Institut für Zeitgeschichte der Universität Wien.