Seit einigen Jahren versuchen die sogenannten Neuen Rechten in Zeitschriften wie „Sezession“ oder „Die Kehre“ den Natur- und Umweltschutz wieder verstärkt als konservatives Anliegen zu präsentieren und linke Bewegungen als Trägerinnen ökologischer Politik zu delegitimieren. Dazu verweisen sie systematisch auf die vorgebliche Traditionslinie einer rechten Ökologiebewegung, die bis ins 19. Jahrhundert zurückreichen soll. Im Rahmen des Vortrags soll gezeigt werden, inwiefern Akteur:innen aus dem Umfeld der extremen Rechten tatsächlich eine Rolle bei der Entstehung neuer Umweltbewegungen nach 1945 spielten. Der Fokus liegt dabei exemplarisch auf Günther Schwab, seiner Zeitschrift „Lebensschutz“ und dem „Weltbund zum Schutze des Lebens“ (WSL), dessen Mitglieder an der Formierung der Anti-AKW-Bewegung in Österreich beteiligt waren. Andererseits gilt es zu diskutieren, warum die Neuen Rechten gerade jetzt versuchen, sich die Geschichte „grüner“ Bewegungen anzueignen, auf welche Weise sie dazu wissenschaftliche Arbeiten von Historiker:innen nutzen und welche Ziele sie damit verfolgten.
Stefan Rindlisbacher promovierte 2021 in Zeitgeschichte an der Universität Freiburg (Schweiz) zur Geschichte der Jugend- und Lebensreformbewegung. Seit Februar 2022 arbeitet er als Gastwissenschaftler am Leibniz-Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam (2022) und am Institut für Zeitgeschichte der Universität Wien (2023) an einem Forschungsprojekt zur Geschichte der „ökologischen Neuen Rechten“ in Deutschland, Österreich und der Schweiz.
INTERAKTIONEN – eine Vortragsreihe am Institut für Zeitgeschichte