Die Revolutionäre Sozialistin Hilde Krones (1910–1948) wurde als Jugendliche durch das Rote Wien der Jahre 1919–1934 geprägt. Ab 1934 war sie im Widerstand gegen Austrofaschismus und Nationalsozialismus aktiv. Krones war Teil jener Generation, die Otto Bauer, der theoretische Kopf der österreichischen Sozialdemokratie, als „Generation der Vollendung“ bezeichnet hatte, also jener Gruppe junger Parteiangehöriger, die zu ihren Lebzeiten das Ende des Kapitalismus erleben würde.
Dieses in die Zukunft gerichtete Versprechen trug Hilde Krones durch die Zeiten des Terrors und der Verfolgung. Nach Kriegsende 1945 wird sie Nationalratsabgeordnete und Mitglied des SPÖ-Parteivorstands. Drei Jahre nach der Befreiung vom NS-Regime, im Alter von 38 Jahren, setzt sie ihrem Leben ein Ende.
Ihr im Verein für Geschichte der ArbeiterInnenbewegung liegender Nachlass offenbart, wie sehr ihre Pädagogik der Gefühle neben einem starken Hoffnungsbegriff mit Emotionen wie Angst, Schmerz und Enttäuschung verbunden war. Krones‘ Verständnis von „Vollendung“ umfasste dabei nicht nur die große Politik, sondern beinhaltete auch den Anspruch auf gleichberechtigte Liebe.
In seinem jüngst erschienenen Buch erzählt Georg Spitaler die Geschichte von Hilde Krones als Biografie in politischen Begriffen und Gefühlen, als forschende Séance, die sich auf die Suche nach den spukenden Hoffnungen und „lost futures“ emanzipativer Politik begibt, die in den Trümmern des 20. Jahrhunderts begraben sind.
Der Vortrag gibt Einblicke in theoretische und methodische Konzepte dieses Zugangs.
Georg Spitaler ist Politologe und Historiker, er forscht am Verein für Geschichte der ArbeiterInnenbewegung (VGA) und lehrt an der Universität Wien. Zahlreiche Publikationen zu den Themenschwerpunkten Arbeiter:innengeschichte, Politische Theorie und Cultural Studies sowie zu Fragen des Politischen im Sport. U.a. Mitherausgeber Das Rote Wien. Schlüsseltexte der Zweiten Wiener Moderne 1919–1934 (2020, mit Rob McFarland und Ingo Zechner).
INTERAKTIONEN – eine Vortragsreihe am Institut für Zeitgeschichte