Während der Präsidentschaft von Donald Trump (2017-2021) dominierte eine politische Kultur der eklatanten Regelbrüche und Normverletzungen, deren Effekte im Sturm auf das Kapitol am 6. Januar 2021 gipfelten. Der tradierte, auf Einigung und Einheit zielende amerikanische Staatsbürgersentimentalismus wurde durch eine auf Hetze, Spaltung und Polarisierung abgestellte politische Kommunikation ersetzt. Dieser Politikstil, inzwischen angereichert um vielfältige Legendenbildungen und Verschwörungsmythen aus dem rechten Lager, stellt nach wie vor eine der größten Gefahren für die amerikanische Demokratie dar, wie auch der aktuelle Wahlkampf in den USA gezeigt hat.
Will man den Erfolg Trumps und die Mobilisierung seiner MAGA-Anhängerschaft verstehen, muss man diese Legenden und Mythen in ihrer historischen Dimension analysieren. Letztere verweist auf die bisher größte Bewährungsprobe der Vereinigten Staaten – den amerikanischen Bürgerkrieg (1861-65).
Der Vortrag wird – unabhängig vom Ausgang der Wahlen – aufzeigen, welch langen Schatten die Geschichte auch heute noch auf die amerikanische Demokratie und die aktuelle US-Politik wirft, und warum manchmal die Verlierer, nicht die Gewinner, die nationale Geschichte schreiben.
Heike Paul ist Lehrstuhlinhaberin für Amerikanistik an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg und derzeit Sir Peter Ustinov Gastprofessorin am Institut für Zeitgeschichte der Universität Wien. Sie ist die Autorin von The Myths That Made America (2014) und Amerikanischer Staatsbürgersentimentalismus (2021) sowie die Mitherausgeberin von The Comeback of Populism: Transatlantic Perspectives (2019). Sie ist Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften und leitet das Global Sentimentality Project.
INTERAKTIONEN – eine Vortragsreihe am Institut für Zeitgeschichte
