Das österreichische Filmmuseum bewahrt zahlreiche Filme, die zwischen den 1920er- und 1990er-Jahren von Privatpersonen in Wien gedreht wurden. Diese Filme dokumentieren das Leben und die Umgebung der Menschen auf analogem Film und bieten eine einzigartige Quelle zur Erforschung von Alltagskultur und Zeitgeschichte. Das Projekt „Abenteuer Alltag” zielt darauf ab, Amateurfilme als „lebendige Dokumente“ der Alltagsgeschichte mithilfe innovativer Technologien zu erschließen: Automatische Analyse, zeit- und ortsbasierte Annotationen, kombiniert mit modernsten Metadatenstandards. Dabei sollen Filme sekundengenau getagged, beschrieben und mit Kontextmaterialien wie Textdokumenten, Fotografien, Objekten, Interviews und Geodaten verknüpft werden. Das Ziel ist es, Best-Practice-Richtlinien und technische Lösungen zu entwickeln, um Amateurfilme digital zugänglich zu machen. Durch hochauflösende Digitalisierung, KI-gestützte Analyse und benutzerfreundliche Webinterfaces können Nutzer*innen Filme sichten, nach Orten, Personen und Ereignissen suchen, Querverbindungen entdecken.
Der Vortrag widmet sich dem Projekt und diskutiert begleitende Fragen: Wie arbeiten wir mit privatem Filmmaterial, das ursprünglich nicht für die Öffentlichkeit bestimmt war? Und wie beeinflussen nichtmenschliche Akteure wie KI die Filmanalyse und kuratorische Arbeit?
Anna Högner studierte Film- und Medienwissenschaft und Erziehungswissenschaft an der Friedrich-Schiller-Universität in Jena. Zwischen 2015 und 2020 war sie Ausstellungskoordinatorin und Kuratorin im Filmarchiv Austria. Seit 2020 arbeitet sie im Österreichischen Filmmuseum im Bereich Sammlungsinformation und in verschiedenen digitalen Erschließungsprojekten.
Michael Loebenstein ist seit 2017 Direktor des Österreichischen Filmmuseums. Zuvor war er von 2004 bis 2011 Mitarbeiter des Filmmuseums, wo er gemeinsam mit dem Zeithistoriker Siegfried Mattl zahlreiche Projekte und Veranstaltungen zum Thema Film und visuelle Zeitgeschichte realisierte. Von 2011 bis zu seiner Rückkehr nach Wien war er Geschäftsführer des National Film and Sound Archive of Australia (Canberra/Sydney).
Stefanie Zingl ist Kustodin der Amateurfilmsammlung des Österreichischen Filmmuseums und des Ludwig Boltzmann Institute for Digital History. Sie studierte Theater-, Film- und Medienwissenschaft sowie Kunstgeschichte an der Universität Wien und an der Universidad de La Habana in Kuba. Sie ist als Kuratorin tätig, hält Vorträge und organisiert Home Movie Days.
INTERAKTIONEN – eine Vortragsreihe am Institut für Zeitgeschichte