Richard Hufschmied/Oliver Rathkolb

Fünf Monate in Österreich

Den Forschungsmittelpunkt bilden das private Tagebuch sowie rund 80 persönliche Briefe von Edgar N. Johnson. Die letztgenannten Quellen verfasste er als Angehöriger des amerikanischen Nachrichtendienstes OSS (=Office of Strategic Services) von Mai bis Oktober 1945. Die Nachrichten waren in Salzburg und Wien an seine Frau vor Frau Candice Johnson, Nebraska, USA, gerichtet. Im Rahmen einer kommentierten Quellenedition sollen die Fragen nach Entnazifizierung, Wiederaufbau der Wirtschaft, neue/alte politische Eliten, Einfluss der alliierten Besatzungsmächte und deren Stellung zueinander in der Analyse ebenso Berücksichtigung finden, wie jene nach den Faktoren und Rahmenbedingungen, die letztendlich für die weitere Entwicklung der politischen Kultur richtungweisend waren.
Der 1901 in US-Bundesstaat Illinois geborene Historiker und Universitätslehrer Edgar N. Johnson arbeitete ab 1943 für den OSS (=Office of Stratetic Services). Aufgrund seiner guten Deutschkenntnisse avancierte er als ausgewiesener Wissenschaftler 1944 im Rahmen der Planungsarbeiten der OSS-Mitteleuropasektion und ihrer Forschungsabteilung „Research and Analysis“ zu einer wesentlichen Persönlichkeit, die aufgrund ihrer Einschätzung der politischen Strukturen und des demokratischen Potentials nachhaltig die Österreich-Papiere beeinflusst hatte. Im Mai 1945 kam er schließlich für rund fünf Monate als „chief of the Austrian section of the Research and Analysis Branch of OSS“ nach Österreich. Ab Februar 1946 arbeitete er im Auftrag unterschiedlicher amerikanischer Einrichtungen, u.a. der amerikanischen Militärregierung, für einige Monate in Berlin und Stuttgart.