INTERAKTIONEN – Robert G. Knight: “Normative Demarkation and normative fuzziness”: A comparison of Austrian and West German responses to National Socialism

Vortrag auf Englisch, Diskussion Englisch und Deutsch

 

Donnerstag, 13. Juni 2019, 12:00

Seminarraum 1, Institut für Zeitgeschichte

Universitätscampus

Spitalgasse 2-4/Hof 1, 1090 Wien

Mein Beitrag diskutiert einige Überlegungen, auf denen eine vergleichende Geschichte Österreichs und West­deutschlands als postnazistische Gesellschaften aufbauen kann. Es geht zunächst darum, die bekannte drei­geteilte Kategorisierung des deutschen Soziologen Rainer M. Lepsius im Umgang mit dem Nationalsozialismus zu hinterfragen: Die „Internalisierung“ des Nationalsozialismus in Westdeutschland, die „Universalisierung“ in Ostdeutschland und die „Externalisierung“ in Österreich. Zweitens wird argumentiert, dass Norbert Freis Bezugnahme auf die „normative Abgrenzung“ in seiner Arbeit über die Vergangenheitspolitik der Bundes­republik Deutschland eine fruchtbarere Konzeptualisierung bietet und sinnvoll mit dem Begriff der „normativen Unschärfe“ kontrastiert werden kann. Und drittens wird disku­tiert, wie diese Unterscheidung operationalisiert werden kann, z.B. durch Bezugnahme auf Parteipolitik und Erinnerungspraxis.

Die vorläufige Schlussfolgerung des Papiers lautet, dass der nationale Essentialismus der Nachkriegsdiskussi­onen nicht in einer konstruktivistischen Verkleidung wiederbelebt werden sollte. Beide Gesellschaften haben sowohl normative Abgrenzung als auch normative Unschärfe erlebt, aber in den 1960er Jahren wurden wichtige Unterschiede in der praktischen Ausformung sichtbar.

Robert Knight studierte Geschichte in Cambridge und Würzburg und schloss seine Dissertation über britische Österreich-Politik an der London School of Economics ab. Er lehrte Geschichte an den Universitäten Salzburg, Wien und Loughborough und ist heute Ehrenmitglied am Institute of Advanced Studies des University College London. Er ist in diesem Sommersemester Peter Ustinov Gastprofessor. Er hat über eine Reihe von Aspekten der österreichischen Nachkriegsgeschichte veröffentlicht, darunter Entnazifizierung, Restitution und Antisemi­tismus. Im Jahr 2017 wurde seine Studie über die Kärntner Slowenen (Slavs in Post-Nazi Austria) bei Blooms­bury veröffentlicht. Seine jüngste Veröffentlichung war eine kritische Diskussion über die Brexit-Mythologi­sierung des Films „Darkest Hour“.

Brexotic Mythmaking and Imperial nostalgia in ‚Darkest Hour‘.
http://www.historyworkshop.org.uk/author/robert-knight/