Andrzej Leder (Warschau): Die Polnische Revolution 1939–1956

Vortrag in Englischer Sprache

Di 18. Juni 2019, 18:00 Uhr

Seminarraum 1

Institut für Zeitgeschichte, Campus der Universität Wien

Spitalgasse 2, Hof 1, Tür 1.13

1090 Wien

Der Warschauer Kulturphilosoph Andrzej Leder analysiert in seinem historischen Essay den Kern der gesellschaftlichen Umwälzungen Ostmitteleuropas zwischen 1939 und 1956: die Ermordung der polnischen Juden unter deutscher Besatzung sowie die Zerstörung des Landadels als Folge der nach 1945 aufgezwungenen sozialistischen Ordnung. Leder erklärt in seinem einführenden Vortrag, warum es sich dabei um eine Revolution handelte, die bis in die Gegenwart nachwirkt.
Im Anschluss an den Vortrag wird der Autor mit dem Verfasser des Vorwortes zur deutschen Ausgabe, Felix Ackermann (Warschau), über die nachhaltige Wirkung seines Buches im gegenwärtigen Polen und über das Weiterwirken der von ihm beschriebenen Kriegs- und Nachkriegsereignisse bis heute diskutieren.

Das Erscheinen des polnischen Originals löste 2014 eine breite Diskussion aus, weil Andrzej Leder darin das systematische Ausblenden des Subjektcharakters der Akteure im Zuge der „polnischen Revolution“ aufzeigt. Er erklärt die widersprüchliche Wahrnehmung einer aufgrund deutscher und sowjetischer Herrschaft nicht selbst herbeigeführten Beteiligung an diesen Prozessen: Alle Einwohner Polens wurden unmittelbar mit der Gewalt der Besatzer konfrontiert und mussten sich dazu verhalten. In der vorliegenden Analyse sieht Leder den Ausgangspunkt für ein spätes Erwachen, das den von ihm diagnostizierten „Wachtraum“ der polnischen Gesellschaft beenden kann.

Andrzej Leder, geb. 1960, Kulturphilosoph, ist Professor am Institut für Philosophie und Soziologie der Polnischen Akademie der Wissenschaften.

 

Eine Veranstaltung des Instituts für Zeitgeschichte gefördert durch die Historisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät der Universität Wien.